Fahrplan für die Instandhaltung eines Wohnhauses
Reparaturen und Wartungsarbeiten am Haus lassen sich planen. Das gilt auch für die notwendigen Rücklagen. Die nachfolgende Tabelle zeigt, wann welche Arbeiten bei einem freistehenden Einfamilienhaus mit 130 Quadratmetern Fläche anfallen und was diese kosten. Die Einzelpreise ermöglichen es, die Kosten auch individuell zu berechnen. Unterstellt ist eine jährliche Kostensteigerung bei Bauleistungen von 2 Prozent.
Im eigenen Haus wohnt man zwar mietfrei aber nicht kostenlos. Das wissen erfahrene Hausbesitzer nur all zu gut, denn sie kennen ihre monatlichen Abrechnungen für Heizung, Strom und Wasser. Wie viel jedoch die Renovierung und Modernisierung ihres Hauses im Zeitraum von 50 Jahren kostet, das wissen die wenigsten. Dabei sind diese Summen so erheblich, dass eine finanzielle Vorausplanung wichtig ist.
In nachstehender Tabelle sind die wichtigsten Renovierungspositionen aufgelistet. Dazu die Zeiträume, in denen sich die Arbeiten wiederholen. Auch wenn die Tabelle nur mit Durchschnitts-Kosten rechnet und im Jahre 2004 erstellt wurde, gibt sie doch einen Überblick und einen Maßstab für die finanziellen Aufwendungen.
Üblicherweise halten Farbanstriche auf Fenstern und Außentüren rund 7 Jahre. An einigen Häusern länger, an anderen sind sie sogar schneller zu erneuern. Im Zeitraum von 50 Jahren stehen sie also 6mal zur Erneuerung an. Gleiches gilt für den Verschleiß von Innenbauteilen, Fußböden, Treppen, Teppichböden. Auch hier rechnet man bei "normalem" Verschleiß mit rund 10 Jahren Lebensdauer und muss die Flächen deshalb im Laufe von 50 Jahren 4mal renovieren.
Hohe Kosten entstehen beim Austausch des alten Heizkessels gegen einen neuen. Auch wenn Heizungsbauer gern kürzere Fristen empfehlen, die Haltbarkeit eines modernen Heizkessels kann durchaus mehr als 15 Jahre betragen, vorausgesetzt er ist immer gut gewartet. Und liegt sein feuerungstechnischer Wirkungsgrad über 93 Prozent, gibt es keinen Grund für einen Austausch. In unserer Tabelle haben wir indes mit 17 Jahren gerechnet. Das ist ein Erfahrungswert aus der Praxis.
Früher hielten Glasscheiben ewig, denn Glas kann nicht verrotten. Heute sind die modernen Wärmeschutz-Verglasungen zwar außerordentlich langlebig, aber nicht unbegrenzt funktionstüchtig. Ihr Problem liegt in der Randverklebung der Doppelscheiben. Wird diese Verklebung undicht, dringt Luft in den Zwischenraum, und die darin enthaltene Feuchtigkeit schlägt sich als feiner Nebel auf der Scheibeninnenseite nieder. Die Wärmedämmung wird dann zwar nicht all zu sehr gemindert, aber die "blinden" Scheiben stören den Ausblick erheblich. Reparatur ist bislang nicht möglich, die Scheibe muss komplett ausgetauscht werden. Beginnt also ein Fenster blind zu werden, kann man damit rechnen, dass auch die anderen Scheiben mittelfristig undurchsichtig werden.
Beim Austausch von Fenstergläsern sollte man jedoch die Erneuerung des kompletten Fensters (Zargen und Flügel) in Erwägung ziehen. Das wird meist nur wenig teurer als der alleinige Austausch der Scheibe und lohnt sich deshalb bei alten Holzfenstern allemal.
Darüber, wie lange ein Dach hält kann man streiten. 50 Jahre müssen Dachpfannen durchstehen. Es gibt indes auch Dächer, die 70 Jahre und länger der Witterung trotzen.
All diese Renovierungen haben eines gemeinsam, sie kosten fast immer mehr als vermutet. Und wer sich nicht frühzeitig darauf einstellt, wird nicht selten von Summen überrascht, die nicht eingeplant sind. Deshalb muss auch ein Hausbesitzer sein Objekt wie ein Kaufmann managen und rechtzeitig und richtig investieren, um den Wert zu erhalten.
Eine gute Vorsorge bildet dafür ein monatliches Rücklage-Konto. Hierauf wird stetig ein Betrag eingezahlt und auch verzinst, so dass im Renovierungsfall zumindest eine Summe zur Verfügung steht, die die Belastung dann erträglich macht. Dabei muss aber die Entwicklung der Kosten berücksichtigt werden. In der Tabelle haben wir (nur zum Vergleich) ausgerechnet, wie viel die einzelnen Renovierungsleistungen in 7, 10 oder auch 25 Jahren kosten werden. Und das bei einer Kostensteigerung von nur 2 Prozent im Jahr.
Schon diese, relativ geringe Inflationsrate führt zu dem fast erschreckendem Ergebnis, dass der Preis für ein 100 EUR teures Bauteil in 50 Jahren auf rund 270 EUR anwachsen wird. Unter der Maßgabe, dass auch die Löhne und Gehälter entsprechend steigen, bliebe die reale Belastung zwar immer gleich, aber frühere Erfahrungen und Statistiken auch auf die Zukunft anzuwenden, ist heute ein Risiko.
Die Tabelle bietet eine gute Übersicht über Abfolge und Zeiträume von Hausrenovierungen. Da im Laufe von 50 Jahren einige Positionen mehrmals durchgeführt werden müssen, wird die Gesamtsumme aller Arbeiten unter Berücksichtigung der Zeitabstände und bis dahin erfolgten Preissteigerung nur aus der monatlichen Rücklage (rechte Spalte der Tabelle) deutlich.
Fazit: Theoretisch müssen in 50 Jahren rund 145.000 EUR für die Hausrenovierung und Werterhaltung eines 130 qm großen Einfamilienhauses ausgegeben werden. Diese Zahl scheint kaum glaubhaft, kommt aber im wesentlichen durch die jährliche Preissteigerung zustande.
(Alle Preisangaben in Euro)
* zum Renovierungstermin lt. Tabelle
Quelle: ARCHTXT Nov. 2004
Stefan Lingen | Dammer Str. 164 | 41066 Mönchengladbach | Tel.: 02161-476416 | Fax: 02161-476417